Gershom Franklin White - Pionier der Bienen-Veterinärmedizin
Im Jahr 1888 schrieb Matěj Hlinecký in die Zeitschrift Český včelař einen bedeutenden Artikel, in dem er unter anderem sagte: „Unter den Übeln, gegen die die Imker vergeblich kämpfen, ist an erster Stelle die Faulbrut, gegen die weder Medikamente noch Heilkräuter gefunden wurden. Diese schreckliche Plage wütet in Dänemark, England und Norwegen.„
Diese verheerende Krankheit war auch in den tschechischen Ländern keine Seltenheit. Fast alle Imker hatten damit zu kämpfen, ohne zu wissen, womit sie es eigentlich zu tun hatten. Heute wissen wir viel mehr über die Amerikanische Faulbrut und das Bakterium Paenibacillus larvae, das sie verursacht, als im Jahr 1888, aber den erfolgreichen Kampf gegen diese Krankheit haben wir immer noch nicht gewonnen. Dafür, dass wir ihren Erreger kennen, verdanken Imker auf der ganzen Welt Dr. Gershom Franklin White.
Gershom F. White, B.S., Ph.D., M.D., wurde am 22. Dezember 1873 in Hooksburg, Ohio, USA, geboren. Sein langjähriges Biologiestudium begann er an der öffentlichen Schule in Ohio und setzte es an der Ohio University, der Cornell University, der George Washington University und der Johns Hopkins University fort. Bereits während seines Studiums konzentrierte er sich auf die Bakteriologie von Tieren, insbesondere von Bienen. Die Bakteriologie war zu dieser Zeit ein sehr junges Fachgebiet. Das englische Wort „bacteriology" wurde zwar erstmals im Jahr 1886 verwendet, aber es dauerte noch viele Jahre, bis die Bakteriologie zu einer eigenständigen Wissenschaft wurde.
Unerforschtes Terrain
Während das Studium der Bakterien zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen steckte, war das Studium der Mikroorganismen bei Bienen noch weitgehend unerforscht. Krankheiten, die oft nicht einmal benannt werden konnten, richteten weltweit großen Schaden bei den Imkern an. In den tschechischen Ländern hielt man lange Zeit Bienenkrankheiten wie die „Faulbrut der Larven" oder die „Morseuche" für verursacht durch verschmutzte Stockluft oder die Wachsmotte. Deutsche Imker des späten 19. Jahrhunderts nahmen eine genetische Ursache an, während man in den nordischen Ländern überzeugt war, dass Kälteeinbrüche die Plagen auslösen. Andere dachten, dass unbekannte Pilze die Schuldigen seien. Es gab viele Theorien und Vermutungen, aber keine Fakten. Es ist gut möglich, dass viele der damals als „Morseuche" bezeichneten Fälle tatsächlich keine Faulbrut waren. Und in dieses unerforschte Gebiet trat Gershom White ein.
Auf dem amerikanischen Kontinent war er der erste, der sich mit den Krankheiten der Bienen beschäftigte. Schon während seines Studiums war er Mitautor der „Vorläufigen Untersuchung der Ursachen einer Infektionskrankheit im Bundesstaat New York“. Aus Proben sich zersetzender Larven gelang es ihm, das Bakterium Bacillus alvei zu isolieren. Im Jahr 1907 beschrieb er dann den Erreger der Amerikanischen Faulbrut, das Bakterium Bacillus larvae, heute bekannt als Paenibacillus larvae. So konnte die Welt den Erreger der bedeutendsten Bienenkrankheit kennenlernen. Dr. White verfasste daraufhin 14 weitere Studien über Bienenkrankheiten, insbesondere über Faulbrut und Bienenkrankheiten im Allgemeinen, die auf Bienenständen vorkommenden Bakterien, Nosema und das Sackbrutvirus (SBV).
Später arbeitete White in der Division of Bee Culture, wo jedoch Spannungen zwischen ihm und seinen Kollegen auftraten. Diese schätzten zwar seine „wertvollen Fähigkeiten“, aber er galt als unkommunikativ und introvertiert. Es hieß, er sei nicht besonders offen für Teamarbeit. Die Spannungen führten dazu, dass seine Vorgesetzten ihm die Veröffentlichung zahlreicher Studien zunächst verweigerten. Nach langen Verhandlungen erhielt er schließlich die Erlaubnis.
Im Jahr 1917 wechselte White zur Regierungsbehörde Bureau of Entomology, die vom Landwirtschaftsministerium unterstützt wurde. Seine Arbeit wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, während dem er als Militärrarzt diente. Nach dem Krieg setzte er seine Arbeit fort. Er beschäftigte sich nicht nur mit Bienen, sondern auch mit Krankheiten anderer Insekten. Er arbeitete sogar an der Zucht steriler Fliegenlarven, die von Chirurgen bei der Behandlung von Knochenmarkentzündungen verwendet werden könnten. White beschrieb zahlreiche Insektenkrankheiten und entwickelte neue Methoden zur biologischen Bekämpfung von Schädlingen.
Dr. White verstarb unerwartet mitten in einer laufenden Studie am 27. April 1937. Er war nie verheiratet und widmete sein Leben der entomologischen Forschung. Sein Nachruf aus demselben Jahr lautet: „Mit dem Tod von Dr. White hat die Wissenschaft einen engagierten, sorgfältigen und unermüdlichen Forscher verloren.“ Für viele bleibt Dr. White bis heute eine große Inspiration. Sein Leben und Werk erinnern uns daran, dass wir keine Angst vor unerforschten Gebieten haben sollten, sondern danach streben, sie zu ergründen.
Aus der Zeitschrift “Včelařství” Erik Tihelka